Liebe Unterstützende von Christelried e.V.,
zunächst wusste ich nicht genau, warum ich die Ehre habe, hier ein paar Grußworte zu hinterlassen. Vermutlich liegt es daran, dass ich schon 1993 (Gallierlager) zum ersten Mal als Kind in Christelried dabei war. Also kurz gesprochen – vermutlich wegen meines fortgeschrittenen Alters.
Als ich mir dann nähere Gedanken gemacht habe, was ich schreiben soll, war mir schnell klar:
Es geht nicht um den unglaublichen Moment, wenn man vom Waldweg, der von der Straße kommt auf die Lichtung tritt. Es geht auch nicht um das enorm kalte Brunnenwasser, von dem man beim Haarewaschen (manche auch schon beim Zähneputzen) Kopfschmerzen bekommt. Auch nicht um den beißenden Geruch in der Nase, wenn man in Richtung Plumpsklo abbiegt. Es ist auch nicht das taube Gefühl im Rücken, das man nach spätestens zwei Tagen Küchenarbeit bekommt, weil man die Milchkannen mit Brunnenwasser herum hebt.
Und es sind auch nicht die Pfützen aus Kondenswasser, die sich auf dem Schlafsack bilden, wenn man im Freien unter dem schönsten Sternenhimmel schläft.
Es geht um das, was bleibt, wenn man mit etwas Abstand zurückblickt. Es geht um das Bewusstsein, wie wir mit unserer Umwelt umgehen. Wenn man zwei Wochen auf einer Lichtung im Wald lebt, ohne Strom und fließend Wasser, wenn nachts Gewitter aufziehen oder die Wildschweine nicht weit sind.
Es geht um Ehrenamt und um das, was es für unser soziales Miteinander bedeutet. Oft wird beim Ehrenamt nur gesehen, dass man seine Zeit „opfert“ für andere. Es ist aber viel mehr so, dass man wesentlich mehr zurückbekommt, als man gibt.
Ehrenamt und soziales Engagement tragen zu unserer Persönlichkeitsbildung bei und verändern uns – und zwar nachhaltig.
Vor kurzen habe ich beim Krötensammeln in Neuendettelsau eine ehemalige Mitarbeiterin getroffen, mit der ich gemeinsam 1994 (Ritterlager) in Christelried war. Ihr Sohn fährt mittlerweile auch mit. Das allein zeigt doch, was Christelried mit uns macht. Wir setzen uns für die Umwelt ein, engagieren uns ehrenamtlich und geben das auch noch unseren Kindern weiter.
Ich bin Helmut Abelein – dem damaligen Diakon des Evangelischen Jugendwerks Ansbach – bis heute unendlich dankbar, dass er mich davon überzeugt hat, Mitarbeiter in Christelried zu werden. Das prägt mich bis heute in vielen Bereichen und hat mich unter anderem auch zu dem gemacht, was ich bin.
Ich danke allen, die vor zehn Jahren den Mut hatten einen Verein zu gründen, um das Lager weiterzuführen, als sich das Evangelische Jugendwerk von dieser Freizeit zurückgezogen hat.
Ich bin stolz und dankbar, eine Zeit aktiv Teil von Christelried gewesen zu sein.
Ich wünsche allen derzeitigen und zukünftigen Mitarbeitern viel Kraft in kurzen Nächten, viel Spaß mit den Kindern und eine Zukunft, aus der man gerne immer wieder nach Christelried zurückblickt.
Euer Christian „Strohhut“ Scheuerpflug